Golf-Profi in Österreich: Mein Karriereweg von Neuseeland bis Wien
- Mike Forster
- 30. Apr.
- 6 Min. Lesezeit

Neuseeland und Österreich – zwei Länder, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Und doch bin ich hier, nachdem ich jahrelang Golf in einem Land unterrichtet habe, über das ich einst nichts wusste. Wie ist das passiert? Meine Mutter hat oft Wiener Schnitzel gekocht, ich wusste, dass Österreicher gerne Skifahren, Ich hatte den Film The Sound of Music gesehen – das war mein ganzes Wissen Und doch bin ich hier. Ich werde oft gefragt: Warum hat es mich als Golf-Profi nach Österreich verschlagen? Wie bin ich von Neuseeland hierhergekommen? Normalerweise schreibe ich nicht viel über mich selbst, aber um diese Frage zu beantworten, muss ich die Geschichte meiner Entscheidung erzählen.
Die Anfänge als Golf-Profi in Neuseeland: Mein Start im Royal Wellington Golf Club
Fangen wir an, als ich 18 war. Ich hatte gerade eine Stelle als Assistant Golf Pro im Royal Wellington Golf Club bekommen – einem der renommiertesten Clubs des Landes (siehe Foto).
Viele fragen mich, was ich von österreichischen Clubs wie Fontana, Schönborn oder auch Himberg halte. Allesamt sind es wunderschöne Plätze – gut geplant, gepflegt und ideal für einen gelungenen Golftag. Manchmal werde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als Pro in einem dieser Clubs zu arbeiten. Meine Antwort? Nein, danke. Ich habe diese Erfahrung bereits gemacht – der Royal Wellington Golf Club in Neuseeland wäre schwer zu übertreffen, wenn man ein exklusives Clubgefühl sucht. Ein Gefühl von Exklusivität entsteht nicht allein durch hohe Mitgliedsbeiträge. Wenn jeder, der zahlen kann, beitreten darf, macht das den Club nicht automatisch elitär oder besonders.
Der Royal Wellington Golf Club hat sein Renommee auf eine andere Weise erlangt. Mit über 130 Jahren Tradition war die Mitgliederzahl auf ca. 1.200 Personen begrenzt, und obwohl die Jahresgebühr mit ca. €1.000 (1985) ohne Einschreibgebühr nicht übermäßig teuer war, war es schwierig, Mitglied zu werden. Bewerber mussten zunächst nominiert und dann von einem zweiten Mitglied bestätigt werden, bevor sie auf die Warteliste kamen. Wenn ein Platz frei wurde, entschied das Vorstandsgremium durch eine geheime „Black Ball“-Wahl. Eine einzige schwarze Kugel auf der Nein-Seite bedeutete: abgelehnt – ohne Begründung.
Als 18-Jähriger war ich überzeugt, dass es im Clubhaus spukte. Greenfee-Spieler durften nur als Gäste eines Mitglieds spielen – und das Mitglied musste mitspielen. Das Personal durfte das Clubhaus nicht betreten; wenn wir etwas essen wollten, mussten wir am Außenschalter bestellen. Die wenigen Male, die ich eingeladen wurde, war es eine strikte Jacket-und-Krawatte-Angelegenheit, auch für Mitglieder. Es gab einen separaten Bridge-Raum sowie eigene Lounges für Männer und Frauen, mit nur zwei Mixed-Golfturnieren pro Monat. Der Club hatte keine Schanklizenz, also lagerten die Mitglieder ihren Alkohol in privaten Spinden – ich fand es immer amüsant, ältere Mitglieder mit Whiskey- und Ginflaschen herumlaufen zu sehen!
Vom Golf-Profi zum Unternehmer:Mein Weg ins Golfgeschäft
Trotz der strengen Traditionen war der Royal Wellington Golf Club eine unschätzbare Lernmöglichkeit. Mein Head Pro war der Coach der neuseeländischen Damen-Nationalmannschaft, und ein anderer Pro mit dem ich eine enge Freundschaft entwickelte – trainierte das Herren-Nationalteam. Ich war von Top-Spielern und einem unglaublichen Fachwissen umgeben. Der Club war oft Austragungsort der New Zealand Open, sodass ich schon früh auf höchstem Niveau Erfahrung sammeln konnte.
Zwischen meinen eigenen Turnieren, dem Studium und meiner 6-Tage-Arbeitswoche durfte ich drei Privatstunden pro Woche geben, um mein Gehalt von 110 € pro Woche ein wenig aufzubessern. Die Zeit verging schnell, und ehe ich mich versah, war ich voll qualifiziert. Der nächste Schritt? Mein eigenes Geschäft.
Mein erster Standort war ein öffentlicher Golfplatz, Teil eines Wohnprojekts einer Versicherung. Ich hatte kein Budget für einen Pro-Shop, also wandte ich mich an verschiedene Golfunternehmen – und erstaunlicherweise waren viele bereit, mir zu helfen. Sie gaben mir Ware auf Vertrauensbasis: Ich konnte sie verkaufen, musste erst später bezahlen und nicht Verkauftes einfach zurückgeben. Heute wäre so etwas kaum noch vorstellbar. Auch Michael Campbell, der spätere U.S. Open-Sieger, kam damals regelmäßig für einen kurzen Plausch vorbei – ein junger Mann, der noch bei NZ Telecom arbeitete.
Vier Jahre lang sammelte ich wertvolle Erfahrungen im Einzelhandel, und zur Weihnachtszeit ging ich aufs Ganze: Ich mietete Geschäftslokale in der Innenstadt von Wellington, schaltete Radiowerbung und erzielte gute Umsätze – sehr zum Missfallen meiner Konkurrenten. Aber für mich lief alles nach Plan.
Erfahrungen als Golf-Profi:Meine Zeit in Miramar
Der nächste Schritt führte mich zum Miramar Golf Club in Wellington. Dort ging ich mit einem Kollegen eine Partnerschaft ein, was mir mehr Zeit zum Unterrichten und Spielen verschaffte. Das hatte mir gefehlt, da Whitby keinen eigenen Übungsbereich hatte – ich musste dort die neunte Spielbahn nutzen, wenn niemand spielte.
Während dieser Zeit kaufte ich mein erstes Haus und vermietete ein Zimmer an einen Clubkollegen – einen Top-Amateur, der noch mit dem neuseeländischen Nationaltrainer arbeitete. Sein Name? Mahal Pearce. Er wurde Profi und gewann mit 23 Jahren die New Zealand Open. Als ich nach Österreich zog, adoptierte er sogar meine Katze!
Obwohl ich mit meiner Karriere zufrieden war, spürte ich eine wachsende Unruhe – diese nagende Frage: 'War’s das jetzt? Werde ich die nächsten 35 Jahre einfach so weitermachen und dann in Rente gehen?' Der Gedanke daran erschien mir zu vorhersehbar, fast schon routinemäßig. Plötzlich überkam mich die Erkenntnis: War das meine Zukunft? Mir wurde klar, dass ich mehr wollte – etwas Neues.
Zu dieser Zeit hatte ich einen deutschen Schüler, der an der deutschen Botschaft arbeitete. Ich erzählte ihm von meiner Idee, nach Europa zu gehen und Golf in einer anderen Sprache zu unterrichten. Seine Reaktion? Er hielt es für eine der absurdesten Ideen, die er je gehört hatte – was mich natürlich nur noch mehr anspornte. Meine damalige Freundin war, sagen wir mal, weniger begeistert von meinem Plan. Schließlich ließ er sich überreden und gab mir einige Ratschläge. Er warnte mich, dass Deutschland schwierig sein würde, und empfahl mir stattdessen Österreich, weil er der Meinung war, dass die österreichische Mentalität der neuseeländischen ähnlicher sei. Ich hatte mir etwas aufgebaut, aber tief im Inneren wusste ich, dass ich eine neue Herausforderung brauchte – eine, die mich weit über das Vertraute hinausführen würde.
Als Golf-Profi nach Österreich: Der Weg nach Österreich
Nach vielen Überlegungen beschloss ich, nach Europa zu gehen. Ich nahm Kontakt zu 20 Golfclubs in Österreich auf und erhielt positive Rückmeldungen. Nach einem Telefoninterview stand fest: Ich hatte sechs Monate Zeit, bevor ich bei Golf Club Ottenstein anfing. In Panik, zumindest etwas Deutsch zu lernen, schrieb ich mich am Goethe-Institut in Wellington ein. Rückblickend hat das nicht viel gebracht. Ich stieg aus dem Flugzeug, völlig hilflos in der neuen Sprache, und verstand kein Wort!
Ich wurde in Wien von zwei Offiziellen des Golfclubs empfangen – einer davon war Franz Wittmann (Möbel). Er wurde schnell zu einer Art Vaterfigur für mich. Ein faszinierender Mann, der viele Geschichten aus seiner Zeit in einem Kriegsgefangenenlager in Amerika erzählte. Golf in Österreich war alles andere als vorhersehbar – es war eine steile Lernkurve. Besonders die Sprache bereitete mir große Schwierigkeiten.
Ich war beeindruckt, wie ordentlich und strukturiert hier alles war. Die Menschen stapelten ihr Brennholz perfekt, die Felder waren exakt definiert – ein krasser Gegensatz zu den riesigen, wilden Farmen in Neuseeland. Wien und Krems faszinierten mich, besonders als mir bewusst wurde, dass hier eine hochorganisierte Gesellschaft existierte, lange bevor Neuseeland überhaupt entdeckt wurde.
Eines der Dinge, die mich am meisten faszinierten – und bis heute faszinieren – ist die Tatsache, dass man hier einfach über eine Landesgrenze spazieren kann! Sprache und Kultur ändern sich sofort. Ich erinnere mich, wie ich im Waldviertel von Österreich nach Tschechien und wieder zurück hüpfte – und dabei so viele Fotos wie möglich machte. Ich stellte mir vor, wie das wohl zu Zeiten des Eisernen Vorhangs gewesen sein muss. Neuseeland und Australien wirken auf der Weltkarte eng beieinander, aber man darf nicht vergessen: Ein Flug von Auckland nach Sydney dauert über drei Stunden – oder zehn Tage mit dem Schiff. Und manche sagen sogar: Australien ist immer noch zu nah dran! 😄
Sogar einfache Dinge wie der Einkauf wurden zum Abenteuer. Im ADEG in Niedergrünbach kaufte ich einmal, was ich für Butter hielt – es stellte sich heraus, dass es Bratfett war. Und das Bier? Ich griff mir eine Flasche, nur um später festzustellen, dass es alkoholfrei war! Auf dem Golfplatz war Englisch kein Problem, aber in den umliegenden Dörfern sah das ganz anders aus. Momente wie diese machten die Eingewöhnung in Österreich herausfordernd, aber auch amüsant.
Golf-Profi in Wien: Mein Leben in Österreich
Meine kürzliche Reise nach Neuseeland brachte mich zum Nachdenken und inspirierte mich zu diesen Zeilen. Trotz sprachlicher Unterschiede stehen Menschen in Österreich und Neuseeland vor ähnlichen Herausforderungen. Als junger Mann wollte ich alles – nur keine Routine. Ich suchte nach Spannung und Abwechslung. Doch mit der Zeit habe ich gelernt, dass eine solide Basis der Schlüssel ist, um seine Ziele zu verwirklichen. Genau diese Basis habe ich hier in Österreich gefunden, und sie ermöglicht es mir, in dem Spiel, das ich liebe, erfolgreich zu sein.
Die GolfRange und die Murhof Gruppe bieten mir Stabilität und ein außergewöhnliches berufliches Umfeld. In Tuttendörfl arbeiten neun Pros zusammen – eine Seltenheit in der Branche. Besonders schätze ich das positive Arbeitsklima und die Freiheit, meine Arbeit flexibel zu gestalten, wie es für mich am besten ist. Die Murhof Gruppe bietet ein stabiles Umfeld, das langfristige Planung ermöglicht – eine weitere Seltenheit in der Golfbranche, in der häufige Wechsel von Eigentümern und Management üblich sind. Hier kann ich mich voll auf das konzentrieren, was mir am wichtigsten ist: das Unterrichten und das Spiel selbst. So hat sich Österreich, einst ein unbekanntes Land, zu meiner beruflichen Heimat entwickelt – ein Ort, an dem ich nicht nur meine Leidenschaft für Golf ausleben, sondern auch meine persönliche Entwicklung vorantreiben kann.
Egal ob du ganz neu im Golf bist, dein Handicap verbessern willst oder einfach wieder mehr Freude am Spiel suchst – ich bin gern für dich da.
I like Mike!
hanskarner
Lieber Mike,
ein großartiger Beitrag! Dein Wechsel von Neuseeland nach Österreich und Dein Blick auf die Unterschiede zeigen, wie wichtig Offenheit und Neugier im Leben sind. Sehr inspirierend – beruflich wie menschlich!
Wir sind sehr froh, Dich hier zu haben.
Sehr nicer Einblick in deinen Werdegang Mike. Witzig und mit Gefühl geschrieben. Hodl on
Vielen Dank für den inspirierenden Blogbeitrag und vor allem für die großartigen Privatstunden! Mit 55 noch einmal eine völlig neue Bewegung und Sportart zu erlernen, war für mich eine echte Herausforderung – aber auch eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Du hast mir gezeigt, dass Golf weit mehr ist als nur Technik: Es ist ein mentales und neuronales Training, das nicht nur den Körper, sondern auch den Geist jung hält. Deine ruhige, motivierende Art und dein individueller Zugang haben mir wirklich geholfen, mich weiterzuentwickeln und dabei auch Spaß zu haben. Danke dafür!
Ich finde den Artikel sehr interessant. Ich bin sehr froh, dich als Trainer zu haben, habe in den letzten Jahren viel dazu gelernt.