⛳ Golfs Regel 1: Mehr als nur Regeln – das Herz des Spiels freisetzen ❤️
- Mike Forster

- 13. Juni
- 7 Min. Lesezeit

Golfregeln sind nicht gerade spannend! Als ich in Auckland, Neuseeland, aufwuchs, war das Erlernen und Spielen von Golf für mich ein aufregendes Erlebnis – an schlaflosen Nächten war es garantiert, dass ich beim Lesen eines Golfregelbuchs sofort in einen tiefen Schlaf fiel!
Jeder, der diesen Beitrag liest, hat entweder die ÖGV-Platzreife bereits abgeschlossen oder bereitet sich darauf vor. Sobald der Test vorbei ist, greift kaum jemand jemals wieder zu einem Regelbuch! Was ist Regel Nummer 1? Was will sie uns sagen? Sie muss ziemlich wichtig sein – schließlich ist es Regel Nummer 1.
In einer Welt der sofortigen Befriedigung, in der virale Videos von Menschen, die Golfwagen umkippen, Schläger werfen und auf dem Platz streiten, den Sport immer banaler erscheinen lassen, müssen wir Golfer wachsam sein, sonst riskieren wir, etwas ganz Besonderes zu verlieren. Dies ist Regel Nummer 1 – genau so, wie sie im Regelbuch steht. Ich habe sie bewusst im Original (Englisch) gelassen… vielleicht ist sie ja auf dem Weg in die deutsche Übersetzung verloren gegangen! Manchmal habe ich jedenfalls das Gefühl, dass Regel Nummer 1 bei vielen Golfern eher wie Regel Nummer 95 behandelt wird – irgendwo ganz hinten im Buch versteckt, hinter dem Index, den sowieso niemand liest!
Rule 1
Rule 1 introduces these central principles of the game for the player:
Play the course as you find it and play the ball as it lies.
Play by the rules and in the spirit of the game.
You are responsible for applying your own penalties if you breach a rule so that you cannot gain any potential advantage over your opponent in match play or over other players in stroke play.
1.2 Standards of Player Conduct
a. Conduct Expected of All Players
All players are expected to play in the spirit of the game by:
Acting with integrity – for example, by following the rules, applying all penalties, and being honest in all aspects of play.
Showing consideration to others – for example, by playing at a prompt pace, looking out for the safety of others, and not distracting another player's play. If a player sends a ball in a direction where there might be a danger of hitting someone, they should immediately shout a warning, such as the traditional warning of “fore.”
Diese Regel bildet das Fundament des Spiels und vermittelt uns Werte, die weit über den Golfplatz hinausgehen. Es gibt unzählige Lektionen, die wir aus Regel 1 ziehen können – hier sind sechs davon, die ich besonders aufschlussreich finde. Ich hoffe, sie regen zum Nachdenken an.
1. Golf Regel 1: Betonung von Integrität und Ehrlichkeit
Selbstregulierung:
Golf ist einzigartig, weil die Spieler für ihr eigenes Verhalten verantwortlich sind. Diese Verantwortung umfasst das genaue Zählen der Schläge, das Anwenden von Strafen, wenn nötig, und die Wahrhaftigkeit gegenüber den Regeln – selbst wenn niemand zuschaut. Regel 1 erinnert uns daran, dass Integrität im Golfsport über alles geschätzt wird. Es heißt oft, dass Golf den Charakter offenbart, weil die Spieler ehrlich sein müssen, selbst wenn das Biegen der Wahrheit unbemerkt bleiben könnte.
2. Der Geist des Spiels
Respekt und Höflichkeit:
Die Regel fordert, dass die Spieler ihren Gegnern, dem Platz und dem Spiel selbst Respekt entgegenbringen. Dazu gehört es, ein zügiges Spieltempo einzuhalten, andere Spieler nicht abzulenken und den Platz zu pflegen – etwa durch das Rechen der Bunker oder das Ausbessern von Divots und Ballmarken. Für Golfer bedeutet das, sich der unausgesprochenen Erwartungen bewusst zu sein, die zur Tradition und zum Vergnügen des Spiels beitragen. Spieler, die diese Gepflogenheiten befolgen, verkörpern den „spirit of the game“ – einen unausgesprochenen Bund unter Golfern.
3. Verhaltenskodex
Lokale Regeln und Strafen:
Regel 1 gibt Golfclubs und Turnierveranstaltern die Befugnis, einen Verhaltenskodex mit spezifischen Standards zu definieren. Dazu gehören unter anderem Dresscodes oder Sanktionen bei Beschädigungen des Platzes. Diese Regel macht deutlich, dass es beim Golf nicht nur um spielerisches Können geht, sondern auch um respektvolles Auftreten. Wer sich an diese Standards hält, unterstützt die Kultur und das Ethos dieses besonderen Sports.
In den letzten 40 Jahren haben sich die Kleidervorschriften auf dem Golfplatz dramatisch verändert. Viele halten Golfregeln und Etikette für altmodisch – ich sehe das anders. Golf war eigentlich nie auf meinem Radar – ich bin mehr oder weniger zufällig ins Spiel hineingerutscht. Damals wurde ich erwischt, wie ich auf Privatgrundstücken Golfbälle sammelte, um sie weiterzuverkaufen. Die „Strafe“ dafür: Ich musste einen Monat lang beim Juniorentraining mitmachen, das jeden Sonntag stattfand.
Ich war es gewohnt, draußen aktiv zu sein – Surfen, Tauchen, Schwimmen, Rugby, oft barfuß oder in Shorts. In der Schule mussten wir eine Uniform tragen, die niemand mochte. Als ich dann hörte, dass ich beim Golf lange Socken bis zum Knie tragen sollte, hatte ich sofort das Gefühl, wieder in der Schuluniform zu stecken – und das bei 30 Grad!
Heute sind die Kleidervorschriften auf dem Platz deutlich entspannter. Vielleicht manchmal sogar zu entspannt – aber das ist nicht meine Entscheidung. Ich finde, jeder soll tragen, worin er oder sie sich wohlfühlt. Trotzdem: Wir machen da draußen etwas Besonderes – und das darf man ruhig auch zeigen.
4. Spiele den Platz, wie du ihn vorfindest
Akzeptanz der Bedingungen:
Regel 1 erinnert stillschweigend daran, dass Golf bedeutet, Herausforderungen so zu meistern, wie sie sind – etwa in Bezug auf Wetter, natürliche Gefahren und die Platzbedingungen, ohne diese zu verändern oder zu umgehen. Dies kann Golfern Geduld und Anpassungsfähigkeit lehren und sie dazu ermutigen, sich auf ihre Spielkunst und mentale Widerstandsfähigkeit zu konzentrieren, statt in der Suche nach perfekter Bedingung zu verharren. Eine persönliche Erfahrung: Mit 15 Jahren hielt ich es für eine geniale Idee, ein Par 4 auf meinem Heimatplatz völlig anders zu spielen, als es vorgesehen war. Statt wie üblich vom Abschlag direkt das Fairway entlangzuspielen, zielte ich mutig auf ein ganz anderes Fairway – quer über einen Hügel hinweg. Von dort hatte ich einen deutlich besseren Winkel und eine kürzere Distanz zum Grün.
Was ich damals allerdings kaum beachtete: Ich hatte keinerlei Sicht auf den Bereich hinter dem Hügel – und keine Ahnung, ob sich dort gerade andere Spieler befanden. Es war gefährlich, unüberlegt – und ganz klar ein Regelverstoß. Ich wurde ziemlich schnell an Regel 1 erinnert.
5. Anpassung der Regeln zur Wahrung des Spielgeists
Flexibilität im Freizeitspiel:
Regel 1 erlaubt eine gewisse Flexibilität und erkennt an, dass nicht jedes Spiel den strikten Turnierregeln folgen muss. Freizeitgolfer einigen sich oft auf sogenannte „gimmes“ (kurze Putts) oder erlauben geringfügige Regelanpassungen, um das Spiel angenehmer zu gestalten.
Lehre: Golfer werden daran erinnert, dass, obwohl Golf strenge Regeln hat, der Geist des Spiels Raum für ein angenehmes und integratives Spiel lässt. Dieses Gleichgewicht macht Golf zugänglich, während es seinen Kern bewahrt. Ready Golf ist eine Initiative zur Beschleunigung des Spielflusses, bei der Spieler schlagen dürfen, sobald sie bereit sind – anstatt strikt der traditionellen Regel zu folgen, dass derjenige, der am weitesten vom Loch entfernt ist, zuerst spielt. Dies gilt nicht nur für Abschläge, sondern auch für Schläge vom Fairway, aus dem Rough, den Bunkern und sogar auf dem Grün – sofern es sicher ist und den Schlag eines anderen Spielers nicht beeinträchtigt.
Jeder in der Gruppe muss wissen, ob nach Ready Golf oder nach den traditionellen Regeln gespielt wird. Wird das nicht vorher geklärt, kann sich die Runde schnell in einen Zirkus verwandeln 🤡 – weil jeder etwas anderes macht!
6. Die Freude am Prozess finden
Golf dreht sich nicht nur ums Gewinnen, sondern darum, das Erlebnis zu genießen – die Schönheit des Platzes, die Gesellschaft anderer und die Herausforderung selbst. Selbst wenn das Ergebnis nicht hervorragend ist, bietet der Prozess Erfüllung.
Was es lehrt:
Golf ist ein langes Spiel, das oft von Höhen und Tiefen geprägt ist. Regel 1 erinnert Golfer daran, dass die Reise, die Herausforderungen und das dabei gewonnene Wissen genauso wichtig sind wie das Endergebnis. Derzeit wird darüber debattiert, wer der größte Golfer der modernen Geschichte ist – Jack Nicklaus oder Tiger Woods. Tiger Woods hat den modernen Golfsport zu dem gemacht, was er heute ist; basierend auf den Ergebnissen gilt jedoch Jack Nicklaus immer noch als der größte Spieler. Ein berühmtes Zitat von Jack Nicklaus, das hier passt, lautet: “Don’t forget to smell the flowers.”
Fazit
Für einen Golfer ist Regel 1 mehr als nur eine Ansammlung technischer Details – sie ist eine Erinnerung an das einzigartige Ethos des Golfsports. Golfer, die Regel 1 befolgen, erleben das Spiel nicht nur als Prüfung ihrer Fähigkeiten, sondern auch als eine Reise. Sie lehrt Demut, Respekt und die Freude daran, ehrlich zu spielen, und ermutigt dazu, jede Runde mit Integrität, Geduld und Sportsgeist anzugehen.
Letztlich hilft Regel 1 Golfern zu erkennen, dass es im Spiel nicht nur ums Gewinnen geht, sondern darum, wie sie sich bei ihrem Streben danach verhalten. Im Kern stärkt Golf Werte, die im schnellen Rhythmus des modernen Lebens oft verloren gehen: Geduld, Integrität und Achtsamkeit. Ich habe auch weitere Informationen und Videos auf meiner Seite Golfregeln & Etikette.

Was kommt als Nächstes …
Ich weiß, dass viele meiner Schüler und Freunde gerne Beiträge zu Themen wie „den Slice beheben“ sehen würden – keine Sorge, die kommen auf jeden Fall! Zunächst möchte ich mich aber einem anderen Thema widmen, das mir besonders am Herzen liegt. Diese Beiträge werden als Ressource dienen, auf die ich meine Schüler immer wieder verweisen kann.
Meine nächsten Beiträge beschäftigen sich mit einer besonderen Spezies auf dem Platz: den Schein-Golfern. Ich nenne sie so, weil sie zwar Golf spielen – aber irgendwie doch nicht wirklich. Doch woran erkennt man sie? Schein-Golfer gibt es überall – und leider werden es immer mehr. Sie sind leicht zu identifizieren; wir sollten ihnen helfen und gleichzeitig uns davor schützen, in dieselben schlechten Gewohnheiten zu verfallen. Manche Schein-Golfer sehen auf den ersten Blick aus wie echte Könner – doch das täuscht. Ich werde sie entlarven und anprangern! Sie tarnen sich gut – aber nach meinem nächsten Beitrag wirst du sie auf den ersten Blick erkennen. Ganz egal, wie gut sie spielen!


Sehr interessanter Beitrag und super erklärt.